Bei der Umſchreibung deutſcher Handſchriften gibt es das Problem, daß es früher im Deutſchen verſchiedene Schreibweiſen für das kleine s gab. Dieſe Beſonderheit erklärt ſich ſchnell bei der Verwendung einer Schreibfeder, welche ja beim Schreiben ſo gut wie nie geſchoben, aber faſt immer ſo gezogen wird, daß ſie innerhalb einer Silbe nicht abgeſetzt werden mußte. Das hat dazu geführt, daß das s am Ende einer Silbe eher in die Breite gezogen wurde, es innerhalb des Schreibfluſſes aber bequemer war, das ſ ſo ſehr in die Länge zu ziehen, daß es faſt schon wie ein ſenkrechter Strich wirkte. Die Handbewegungen ſind in beiden Fällen ähnlich, auch wenn die Buchſtaben auf den erſten Blick vollkommen unterſchiedlich ausſehen.
Wenn wir heute alte Handſchriften in die lateiniſche Schrift tranſcribieren. verzichten wir in der Regel auf die Kenntlichmachung ſolcher Beſonderheiten ganz. Nur die deutlich von der heutigen Schreibnorm abweichenden Schreibweiſen erklären wir in einer s.g. Transkriptionsregel.
Es war übrigens ſehr praktiſch, für denſelben Buchſtaben den Kontext kennzeichnende unterſchiedliche Schreibweiſen zu haben. Auch der Leſer wußte nun nämlich ſofort, an welcher Stelle er innehalten und wie er zu betonen hatte. Dem Schreiber erſchloſſen ſich dadurch die Trennregeln.
🤪 Frage: Schreibt man Transkriptionſregel oder Tranſkriptionsregel?
🤓 Antwort: Trans-kriptions-regel
Dank der UTF8-Zeichenſätze könnten wir dieſe Schreibweiſe unter Benutzung der Taſtenkombination ALT GR + s heute wieder anwenden. Leider machen wir es nicht – ſchade 🥺